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Was macht eigentlich… Jan Moje, Wissenschaftler am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung

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Jan Moje, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Jan Moje, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte MitarbeiterInnen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir ihnen über die Schulter. Dieses Mal: Jan Moje, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung.

Interview: Christina Hanus; Foto: David von Becker

Sie sind seit Juli 2015 für das Elephantine-Projekt angestellt, sind aber schon länger mit der Sammlung des Ägyptischen Museums verbunden …
… richtig, eigentlich besteht der Kontakt schon seit 2012. Im bis 2014 laufenden Projekt „Die ägyptische und orientalische ‚Rubensohn-Bibliothek‘ von Elephantine“ habe ich bereits die demotischen Papyri und Ostraka der Berliner Sammlung aus der Grabung von Otto Rubensohn und Friedrich Zucker auf der Insel Elephantine in Südägypten für eine Datenbank aufgearbeitet.

Woran arbeiten Sie gerade?
Derzeit beschäftige ich mich wieder (bzw. immer noch) mit den demotischen Schriftquellen aus Elephantine. „Demotisch“ ist die Bezeichnung sowohl für eine Sprachstufe des Ägyptischen als auch für die dafür verwendete Schrift. Das neue Projekt findet jetzt in einem größeren Rahmen statt, hinsichtlich sämtlicher entsprechender, weltweit vorhandener Schriftzeugnisse. Ich nehme alle Stücke in unsere Datenbank auf, gleiche die verschiedenen Publikationen der Texte miteinander ab, stelle die aktuellsten Daten zusammen, versuche die unpublizierten Stücke einzuordnen und verfasse Transkriptionen und englische Übersetzungen. Letztere verwenden das relativ neue Textkodierungsformat „TEI“, welches eine langfristige digitale Nutzung der Daten jenseits von Computermodellen und Programmen sicherstellen soll. Darüber hinaus bearbeite ich bisher unedierte und ungelesene Ostraka (beschriftete Keramikscherben) aus unserer Sammlung und erstelle prosopographische Analysen zu den in den Quellen belegten Personennamen und deren genealogischen Informationen. In den kommenden Jahren wird dann noch eine umfassende Auswertung der gesammelten Daten anstehen, hinsichtlich verschiedenster, auch derzeit noch gar nicht abzusehender Fragestellungen. Es bleibt also spannend!

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
„Alltag“ im engeren Sinne gibt es eigentlich nicht, jeder Tag sieht – mal mehr und mal weniger – anders aus! Neben der Arbeit an der Papyrussammlung bin ich ja auch noch in anderen Bereichen aktiv. So beteilige ich mich an Publikationen von Objekten des Ägyptischen Museums im Rahmen von Einzelstudien, Aufarbeitungsprojekten alter Bestände oder kleinen Katalogbeiträgen für internationale Ausstellungen. Zusätzlich betreue ich als Privatdozent am Ägyptologischen Seminar der Freien Universität Berlin neben der Lehre diverse Abschlussarbeiten für Bachelor, Master und Promotion. Somit kann ich auch den Kontakt zum Nachwuchs intensiv pflegen.

Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Kurz gesagt: Alles! Ägyptologie war schon seit der Schulzeit mein Traum, den ich mir dankenswerterweise auch berufstechnisch erfüllen konnte. Ich schätze die Beschäftigung mit einer der spannendsten Kulturen der Alten Welt und den Möglichkeiten, jeden Tag mehr Informationen über das Leben, Sterben und die Geisteswelt des antiken Ägypten gewinnen zu können. Das Fach ist selbst international verhältnismäßig klein, man kennt (fast) jeden, und es gibt für die Zukunft noch unendlich viel Material, von kleinen Statuetten in Museen bis hin zu ganzen Gräbern und Stadtarealen in Ägypten, welche aufzuarbeiten und der Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich zu machen sind. Die Arbeit am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung eröffnet mir zusätzlich die Möglichkeit, durch museumshistorische Studien auch der lokalen Berliner Wissenschaftsgeschichte näher zu kommen.

Und was am wenigsten?
Nichts, abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass die meisten Stellen befristet sind …

Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Kurioses und Aufregendes gab es im Laufe der Jahre vieles. Es ist immer etwas Besonderes, wenn man einen bislang noch ungelesenen Text als erster übersetzt hat – oder wenn ich in einem kleinen Museum unerwarteterweise eine Parallele zu einem von mir bearbeiteten Stück finde.

Haben Sie ein Lieblingsobjekt?
Neben demotisch beschrifteten Gegenständen habe ich eine Objektgruppe besonders ins Herz geschlossen, die sogenannten Uschebtis. Diese sind Grabbeigaben in Form von kleinen anthropomorphen Statuetten, die ursprünglich den Verstorben darstellten und später als Vertreter des Verstorbenen die ihm im Jenseits auferlegten Arbeiten abnehmen sollten. Feldarbeit war schließlich anstrengend!
Ein Uschebti war übrigens das erste ägyptische Original, welches ich als junger Student in Münster in der Hand, oder besser gesagt im Handschuh, gehalten habe. Heute freue ich mich, dass ich schon zahlreiche Uschebtis aus weltweit verstreuten Sammlungen bearbeiten konnte – und ganz besonders über die Möglichkeit, in den kommenden Jahren den gesamten Uschebti-Bestand des Berliner Ägyptischen Museums im Rahmen der geplanten Bestandskataloge veröffentlichen zu dürfen.

Wohin würde Ihre Zeitreise in eine längst vergangene Epoche Ägyptens führen?
Ich glaube, ich würde die frühe Römerzeit wählen und schauen, was in dieser Zeit von den altägyptischen Bauten noch stand.

Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Im Neuen Museum, das die ägyptische Sammlung beherbergt, würde ich wohl die Ruhe genießen, mir vorstellen, wie in früheren Zeiten Besucher durchs Haus wandelten, und sicherlich bei der Betrachtung des einen oder anderen Stückes ins ägyptologische Nachdenken versinken …


Behind the Scenes: Besuch auf der Baustelle der Neuen Nationalgalerie

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Anfang des Jahres besuchte ein Filmteam die Baustelle der Neuen Nationalgalerie. Leiter Joachim Jäger und die Architekten von David Chipperfield führen durch das Haus und erklären, wie die denkmalgerechte Sanierung von statten geht.

Video: Bboxx Filme

Vis à Vis: Elfenbein als DNA der Kunstgeschichte

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„Vis à vis. Asien trifft Europa“ beleuchtet den Austausch von Ideen, Materialien und Techniken zwischen Asien und Europa. Hier sprechen Lothar Lambacher (Kunstgewerbemuseum) und Raffael Gadebusch (Museum für Asiatische Kunst) über ihre Studioausstellung mit Kunstwerken aus Horn, Bein und Elfenbein.

Interview: Wibke Schrape

Was ist in diesem Teil der „Vis à Vis“-Reihe zu sehen?
Lothar Lambacher (Kunstgewerbemuseum): Im Herzen der Mittelalterabteilung des Kunstgewerbemuseums sind vier Sondervitrinen mit Werken aus Horn, Bein, zumeist aber aus Elfenbein bestückt. Von diesen stammen 23 aus dem Sammlungsbestand des Museums für Asiatische Kunst und 13 aus dem des Kunstgewerbemuseums.
Raffel Gadebusch (Museum für Asiatische Kunst): Zu sehen sind sehr interessante Objekte aus Elfenbein, von denen einige zu den Spitzenstücken der Sammlung des Museums für Asiatische Kunst gehören, darunter auch Objekte, die sich bereits in der Churfürstlich Brandenburgischen Kunstkammer befanden.

Worum geht es genau?
LL: Wichtig ist mir der assoziative Diskurs dieser Werke aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Die sozial geprägten Konnotationen des kostbaren Materials, die verschiedenen praktischen Funktionen der daraus gefertigten Objekte sowie die jeweiligen stilistischen Traditionen der ausführenden Kunsthandwerker haben zu faszinierend vielseitigen Ausprägungen geführt. In der unmittelbaren Gegenüberstellung jedoch zeigen sich überraschend oft subtile Verbindungen, gelegentlich auch ganz unmittelbare Parallelen und Einflüsse zwischen den Werken aus Asien und aus Europa. Hier zeigt sich gewissermaßen das ‚subkutane‘ Beziehungsgeflecht der Werke eurasischer Elfenbeinkunst.
RG: Es war mir wichtig, den universalen Charakter dieses außergewöhnlichen Materials der Kunst zu zeigen. Mit Elfenbein beginnt die Kunstgeschichte. Elfenbein ist gewissermaßen ihre DNA. Formale Parallelen, aber auch Interpretationen und Eigenschaften, die dem Material von jeher zugeschrieben wurden, sind universal. Sowohl europäische als auch asiatische Künstler haben mit der Form des Stoßzahns gespielt, und der Elefant als Herrschaftssymbol hat hier wie dort interessiert. Auch die aristokratische Konnotation des Materials ist zeit- und kulturübergreifend.

Welches ist Ihr Lieblingsstück in der Ausstellung?
LL: Die beiden indischen Pulverhörner und die süddeutsche Pulverflasche aus Elfenbein. Ihre grazil anmutenden Formen und die köstliche Art der Bearbeitung des edlen Materials heben die Erinnerung an ihre einstige martialische Funktion auf wunderbare Weise geradezu spielerisch leicht auf.
RG: Ein moghulzeitliches Pulverhorn in Form einer im Sprung befindlichen Gazelle, das noch Reste von farblicher Fassung trägt. Dieses kleine Meisterwerk indo-islamischer Kunst ist von außergewöhnlicher Finesse. Der Künstler hat auf wunderbare Art mit der natürlichen Krümmung des Stoßzahns gespielt

Und was beschäftigt Sie sonst gerade?
LL: Ich bereite eine Sonderausstellung zu unserem so genannten Giselaschmuck aus dem 11. Jahrhundert vor, die vom 8. Dezember 2017 bis 11. März 2018 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt unter dem Titel „Der Mainzer Goldschmuck – Ein Kunstkrimi aus der deutschen Kaiserzeit“ zu sehen sein wird.
RG: Ich habe viele Baustellen, da ich kürzlich zum Koordinator der Asiatischen Kunstsammlungen im Humboldt Forum ernannt wurde. Das Thema Elfenbein scheint prädestiniert für den neuen, multiperspektivischen Ansatz des Humboldt Forums. Ansonsten forsche ich zur indischen Malerei und zur historischen Fotografie Asiens.

Die Sonderausstellung “Vis à vis – Asien trifft Europa” wird etappenweise eingerichtet und verändert jeweils bis zur Eröffnung am 14. Dezember 2017 den Rundgang durch das Haus. Wir begleiten den Aufbau der Ausstellung in dieser Reihe mit regelmäßigen Interviews.

Humboldt Forum: Die letzte Reise von Maunga Nefu

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Das Santa-Cruz-Boot im Ethnologischen Museum wird abgebaut. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Auch die großen Südseeboote aus dem Ethnologischen Museum treten bald die Reise zum Humboldt Forum an. Doch bis dahin liegt noch viel Arbeit vor den Fachleuten. Unsere Reporterin Karolin Korthase war vor Ort und hat Ihnen beim Abbau des Santa-Cruz-Bootes über die Schultern geschaut.

Text: Karolin Korthase, Fotos: David von Becker

Feierlich still ist es, als die Taue vorsichtig gelöst werden und das gigantische Krebsscherensegel des Santa Cruz-Bootes Maunga Nefu behutsam zur Seite gekippt wird. Der Raum ist dunkel und kühl. Ein großer Strahler erleuchtet die Szenerie und gibt der Abbauprozedur eine fast schon filmische Aura. „Ich hab’ es gleich nicht mehr“, ruft plötzlich einer der Restauratoren, der ganz oben auf dem Gerüst steht. Eine Kollegin eilt ihm zu Hilfe und das fünfköpfige Team trägt das 7,5 Meter hohe Segel, das aus geflochtenen Pandanuspalmblättern besteht, sicher auf die bereitgestellte Vorrichtung. Dort wird es dann verpackt und bis zu der Überführung ins Humboldt Forum gelagert.

Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Seit den Sechziger Jahren wurde Maunga Nefu nicht mehr auseinander- bzw. zusammengebaut. Stoisch stand das Südseeboot in seiner Einfachheit, die zugleich auch etwas Geniales hatte, in der Ausstellungshalle des Ethnologischen Museums in Dahlem und lud die Besucher zu Fantasiereisen in die unendliche Weite des pazifischen Ozeans ein. Wer das Boot betrachtete, konnte sich vorstellen, wie Männer der Santa Cruz-Insel Vanikoro den Rumpf einst aus einem einzigen Baumstamm anfertigten, wie ihnen bei Überfahrten zu benachbarten Inseln die Gischt ins Gesicht spritzte, wie sie unter dem Schutz des kleinen Palmdaches in der Mittagshitze dösten oder bei stürmischer See um ihr Leben bangten.

Körperlich anstrengend
Heute dürfen die einzelnen Teile des Bootes nur unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen berührt werden. Da in der Ausstellungshalle zur Zeit auch andere Objekte abgebaut werden und dabei teils mit Brandschutzmitteln belasteter Staub aufgewirbelt wird, ist das Tragen von Schutzanzügen und Staubmasken für alle Anwesenden Pflicht. Das macht die Abbauarbeiten für das Restauratoren-Team zu einer schweißtreibenden Angelegenheit – besonders das Tragen der Staubmasken über mehrere Stunden ist körperlich anstrengend.

Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Nach dem Abbau des Segels widmen sich die Holzrestauratoren dem Hausaufsatz, der fragilen Gegenbrücke und dem Ausleger. Vorsichtig durchtrennen sie mit einem Cuttermesser die Bindungen aus Rattan, die einst bei der Ankunft des Bootes im Ethnologischen Museum zum Befestigen der Bootssbestandteile angebracht wurden und die man beim Wiederaufbau im Humboldt Forum erneuern wird. Immer wieder kommt das Team zwischen den einzelnen Arbeitsschritten dabei zu kurzen Besprechungen zusammen.

Ein Restrisiko besteht immer
Alle Restauratoren, die hier am Werk sind, haben in der Vergangenheit schon mehrteilige Großobjekte aus Holz bzw. Pflanzenfasern zerlegt und wieder zusammengesetzt – sie sind Experten auf ihrem Gebiet. Der Ab- und Wiederaufbau der riesigen Südseeboote aus dem Ethnologischen Museum ist allerdings auch in ihrem Arbeitsspektrum etwas Besonderes. Denn trotz umfangreicher Vorbereitung kann nie mit hundertprozentiger Sicherheit vorhergesagt werden, wie sich die fragilen Materialien beim Auseinandernehmen verhalten, ob vielleicht ein Strang der geflochtenen Pandanuspalmblätter reißt oder ein Holzteil bricht.

Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Leonie Gärtner, zuständige Restauratorin für die Südseesammlung, erzählt, dass die Materialien aufgrund des Alterungsprozesses zum Teil schon spröde sind. „Deshalb versuchen wir, beim Zerlegen so minimal wie möglich vorzugehen, also die einzelnen Bootsbestandteile nur so weit auseinander zu bauen, dass sie unbeschadet transportiert werden können.“ Im Falle der Segel, so erklärt sie weiter, wäre beispielsweise ein Zusammenfalten undenkbar, weil dadurch das Material zu sehr beansprucht werden würde.

Letzte große Fahrt
Nach ungefähr drei Stunden stehen die einzelnen Teile von Maunga Nefu unbeschadet und sicher befestigt in einer Ecke der Ausstellungshalle. Nun müssen sie noch gereinigt, restauriert und verpackt und mit Hilfe einer Stickstoffbehandlung von potentiellen Schädlingen befreit werden. In ungefähr einem Jahr wird das Boot dann seine vorerst letzte große Fahrt antreten – nicht über das Meer, sondern nur ein paar Kilometer in Richtung Berlin-Mitte. Zusammen mit den anderen Großobjekten der Südseeausstellung gehört es zu den ersten Exponaten, die ins Humboldt-Forum einziehen werden. Erst wenn sie an ihrem Platz stehen, wird die riesige Einbringungsöffnung, die derzeit noch im Eingangsportal des Stadtschlosses klafft, geschlossen werden können.

Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Richtig aufatmen werden die Restauratoren wahrscheinlich aber erst dann, wenn wirklich alle Baumaßnahmen im Humboldt-Forum abgeschlossen sind. Denn einige Monate lang stehen die Boote noch in ihren Verpackungen im künftigen Ausstellungsraum, während rundherum weiter gebaut wird. Hier ist die größte Sorge, ob während des laufenden Baubetriebes ein stabiles Klima gewährleistet werden kann. Wenn 2019 schließlich die Verpackungen abgenommen und die einzelnen Teile wieder zusammengesetzt sind, hat Maunga Nefu seine letzte Reise endlich erfolgreich hinter sich gebracht.

Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Zehnerpack: Plakatkunst mal 10

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Anaëlle Clot (Lausanne):
Anaëlle Clot (Lausanne): "Monstre Festival 2016" © 100 Beste Plakate e. V.

Ab 16. Juni 2017 zeigt die Kunstbibliothek in der Ausstellung “100 beste Plakate” Plakatkunst des Jahres 2016 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir präsentieren euch mit 10 Plakaten die hohe Qualität des aktuellen Grafikdesigns noch vor Eröffnung der Ausstellung.

1. Schweiz in China

Erich Brechbühl (Luzern): "Swiss Graphic Design in China" © 100 Beste Plakate e. V.
Erich Brechbühl (Luzern): “Swiss Graphic Design in China” © 100 Beste Plakate e. V.

Was verbindet die Schweiz mit China und wie lässt sich dies darstellen? Für Erich Brechbühl (Luzern) fiel die Wahl auf das Schweizerkreuz auf rotem Grund und chinesische Schriftzeichen. Er gestaltete das Plakat “Swiss Graphic Design in China” für eine Ausstellung über aktuelle Schweizer Grafik, die in Shanghai und Hangzhou gezeigt wurde. Auftraggeber Pro Helvetia Shanghai CN Shanghai will den kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und China stärken.

2. Metal Fork in warmen Tönen

Martin Denker und Klaudia Brawanski (Münster): "Goethe – Faust (Eine Tragödie)" © 100 Beste Plakate e. V.
Martin Denker und Klaudia Brawanski (Münster): “Goethe – Faust (Eine Tragödie)” © 100 Beste Plakate e. V.

Oder: Goethes Faust visualisiert von Martin Denker und Klaudia Brawanski, KOSMOS – Büro für visuelle Kommunikation (Münster). Sie schufen ein doppelseitiges Plakat. Auf der Vorderseite zeigt es eine Cover-Visualisierung und auf der Rückseite den vollständigen Text der Tragödie “Faust” von Johann Wolfgang von Goethe.

3. Tourismus gegenüber Reckziegel

Thierry Bongard (Lyss): "Rigi" © 100 Beste Plakate e. V.
Thierry Bongard (Lyss): “Rigi” © 100 Beste Plakate e. V.

Für die Hochschule der Künste Bern schuf Thierry Bongard (Lyss) das Plakat “Rigi”. Der Projektauftrag für Studierende lautete: Auseinandersetzung mit einem zugeteilten Plakatsujet von Anton Reckziegel und Anfertigung eines zeitgemäßen Gegenentwurfes, der die jeweilige Region aus heutiger, touristischer Perspektive in Szene setzt. Das Alpine Museum Bern zeigte ausgewählte Plakatsujets von Reckziegel gegenübergestellt mit je ein Studierenden-Entwurf zur gleichen Region  in einer Ausstellung.

4. Monster

Anaëlle Clot (Lausanne): "Monstre Festival 2016" © 100 Beste Plakate e. V.
Anaëlle Clot (Lausanne): “Monstre Festival 2016″ © 100 Beste Plakate e. V.

Bizarr mutet dieser Entwurf von Anaëlle Clot aus Lausanne, Schweiz, an, der das Festival “Le Monstre” in Genf bewirbt. Auf dem Micro-Publishing-Festival treffen sich jedes Jahr KünstlerInnen aus den Bereichen Literatur, Zeichnung und Grafikdesign treffen.

5. Beyond Welcome

Pierre Maite (Berlin): "Beyond Welcome" © 100 Beste Plakate e. V.
Pierre Maite (Berlin): “Beyond Welcome” © 100 Beste Plakate e. V.

Diese Plakatserie ist im Kontext von der Veranstaltungsreihe »Beyond Welcome« produziert worden. Über bloße Werbung hinaus sind die Plakate als Diskursintervention im öffentlichen Raum konzipiert worden.

6. Richtungswechsel

Lukas Eggert (Stuttgart): "Diplom 2016" © 100 Beste Plakate e. V.
Lukas Eggert (Stuttgart): “Diplom 2016″ © 100 Beste Plakate e. V.

Ankündigungsplakat für die Diplompräsentation an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

7.

Stephan Bundi (Boll): "Weisse Rose" © 100 Beste Plakate e. V.
Stephan Bundi (Boll): “Weisse Rose” © 100 Beste Plakate e. V.

Plakat für die Oper »Weiße Rose« von Udo Zimmermann, den Tarnnamen einer Studentengruppe aufgreifend, die gegen die Nazis kämpfte, enttarnt und guillotiniert wurde.

8. Kunst = Kapital

Daniela Haufe und Detlef Fiedler (Berlin): "das kapital. schuld – territorium – utopie" © 100 Beste Plakate e. V.
Daniela Haufe und Detlef Fiedler (Berlin): “das kapital. schuld – territorium – utopie” © 100 Beste Plakate e. V.

Ausstellungsplakat für die gleichnamige Ausstellung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin.

9. Rhythmischer Text

berger + stadel + walsh (Basel): "Musikmaschinen – Maschinenmusik" © 100 Beste Plakate e. V.
berger + stadel + walsh (Basel): “Musikmaschinen – Maschinenmusik” © 100 Beste Plakate e. V.

Das Plakat “Musikmaschinen – Maschinenmusik” von berger + stadel + walsh (Basel) ist ein Teil einer Serie von drei Plakaten. Das Museum Tinguely brachte zum ersten Mal alle Meta-Harmonie-Maschinen zusammen. berger + stadel + walsh designten die identität der Ausstellung und prägten dabei den Begriff “Onomatopoeic Mimetism”. Mit spezieller Software wurde die Maschinenmusik in onomatische Töne übertragen. Die Plakate übersetzen Tinguelys Musik in rhythmischen Text, der beim Lesen im Kopf der Zuschauer abgespielt wird.

10. Gefieder

Silvan Zurbriggen (Bern): "20 Jahre RaBe 95,6 MHz" © 100 Beste Plakate e. V.
Silvan Zurbriggen (Bern): “20 Jahre RaBe 95,6 MHz” © 100 Beste Plakate e. V.

Silvan Zurbriggen (Bern), opak grafik & illustration, gestaltete dieses Plakat zum 20jährigen Jubiläum des Berner Radiosenders RaBe 95,6 MHz.

Die Reihe “100 Beste Plakate” wird vom 100 Beste Plakate e. V. ausgerichtet. Die 16. Ausgabe findet vom 16. Juni bis 2. Juli 2017 im Kulturforum statt, ab der Eröffnung werden alle 100 Plakate online vorgestellt. Nach der Auftaktausstellung in Berlin wird die Ausstellung anschließend in Essen, Nürnberg, Luzern, Wien, La Chaux-de-Fonds und Zürich zu sehen sein.

Zehnerpack: Verregnete Kunstwerke

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"Unter einem Regenschirm ...", Kupferstich aus: "Le Bon Genre", Nr. 40, um 1810 © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Knud Petersen

Berlin erholt sich noch vom Starkregen der letzten Nacht und auch die nächsten Tage bleiben regnerisch. Eine gute Gelegenheit, ins Museum zu gehen und etwas Kunst zu genießen. Wir haben euch zehn Kunstwerke herausgesucht, die zum Wetter passen.

"Unter einem Regenschirm ...", Kupferstich aus: "Le Bon Genre", Nr. 40, um 1810 © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Knud Petersen
“Unter einem Regenschirm …”, Kupferstich aus: “Le Bon Genre”, Nr. 40, um 1810 © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Knud Petersen
Paul Baum: Nach dem Regen (1883) © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger
Paul Baum: Nach dem Regen (1883) © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger
Lesser Ury: "Nollendorfplatz bei Nacht" (1925) © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Klaus Göken
Lesser Ury: “Nollendorfplatz bei Nacht” (1925) © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Klaus Göken
Otto Nagel: "Berliner Norden" (1938) © VG Bild-Kunst 2017 / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Klaus Göken
Otto Nagel: “Berliner Norden” (1938) © VG Bild-Kunst 2017 / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Klaus Göken
Werner Heldt: Frühlingssturm in Berlin I (1929) © VG Bild-Kunst 2017 / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders
Werner Heldt: Frühlingssturm in Berlin I (1929) © VG Bild-Kunst 2017 / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders
Konrad Knebel: Pfarrstraße in Berlin (1977) © VG Bild-Kunst 2017 / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Bernd Kuhnert
Konrad Knebel: Pfarrstraße in Berlin (1977) © VG Bild-Kunst 2017 / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Bernd Kuhnert
Pol Cassel: Auf Hiddensee (1927) © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders
Pol Cassel: Auf Hiddensee (1927) © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders
Willy Römer: Potsdamer Platz bei Nacht, Blick zum Pschorr-Haus (1929), Copyright bpk / Kunstbibliothek, SMB, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Potsdamer Platz bei Nacht, Blick zum Pschorr-Haus (1929), Copyright
bpk / Kunstbibliothek, SMB, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Otto Nagel: Petristraße im Regen (1941) © VG Bild-Kunst 2017 / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Otto Nagel: Petristraße im Regen (1941) © VG Bild-Kunst 2017 / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Eduard Hildebrandt: Unwetter an der Küste von Ceylon (1862) © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz
Eduard Hildebrandt: Unwetter an der Küste von Ceylon (1862) © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

Was macht eigentlich … Matilda Felix, Kuratorin im Hamburger Bahnhof

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Matilda Felix vom Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin. Foto: Staatliche Museen zu Berlin
Matilda Felix vom Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin. Foto: Staatliche Museen zu Berlin

Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte MitarbeiterInnen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir ihnen über die Schulter. Dieses Mal: Matilda Felix, Kuratorin im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin.

Woran arbeiten Sie gerade?
Gerade bereite ich den ersten „Rundgang 50Hertz“ vor. Eine Ausstellung, die ab 2017 jährlich im Sommer stattfinden wird. Es geht darum, junge Talente an den Akademien zu entdecken und einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Ich zeige ausgewählte Abschlussarbeiten, die am Ende des Studiums entstanden sind und ein künstlerisches Profil bündeln. 50Hertz, das ist ein Kooperationspartner, der letztes Jahr einen Neubau in der unmittelbaren Nachbarschaft des Hamburger Bahnhofs bezogen hat und sich nun von der Gegenwartskunst anstecken lässt. Diese vierwöchigen Präsentationen finden im neuen Netzquartier von 50Hertz statt, in einem Ausstellungspavillon, den Florian Stirnemann von raumlaborberlin hierfür entworfen hat.

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Es gibt einen präeröffnungs-Alltag und einen posteröffnungs-Alltag. Der erste ist von Verträgen und Abstimmungen, Werk- und Abbildungslisten, Kostenvoranschlägen und Beauftragungen, Texte verfassen, Katalogredaktion, Anzeigenschaltung und vielen anderen Kleinigkeiten bestimmt. Der zweite ist eher reproduktiv: Rechnungen weiterleiten, Arbeitsplatz aufräumen und Ablage. Was aber durchgängig im Zentrum steht, ist die Vermittlung der Kunst an die Besucherinnen und Besucher der Ausstellungen.

Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Das Schönste an meiner Arbeit ist der Umgang mit der Kunst und das Zweitschönste ist der Umgang mit den Künstlerinnen und Künstlern. Die Zeit scheint immer still zu stehen, wenn die Werke in die Räume kommen und die Kisten geöffnet werden. In diesem Moment macht die Arbeit Sinn.

Und was am wenigsten?
Am schlimmsten sind die Diskussionen um die Platzierung der Logos, die immer am Ende aller Drucksachen aufflammen, wenn alles schon längst zum Druck freigegeben sein sollte.

Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Oft entwickeln Terminabsprachen echte Stilblüten, die ins Kuriose mutieren. Wenn die Eröffnung verschoben werden muss, weil der wichtige Vertreter einer Institution eine Besprechung hat, bei der Gelegenheit rauskommt, dass auch die anderen beiden den verabredeten Eröffnungstermin nicht wahrnehmen können, sich schließlich Alle auf ein Datum einigen. Um zwei Wochen später festzustellen, dass der Erste an diesem Tag in den Urlaub fliegt …

Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Es ist eine besondere Stimmung und für mich nicht ungewöhnlich, außerhalb der Öffnungszeiten und spät am Abend im Museum zu arbeiten. Wenn ich tatsächlich nicht vermeiden könnte, eine ganze Nacht hier zu verbringen, würde ich ein Buch aus der Bibliothek holen und mir ein gemütliches Plätzchen suchen. Momentan hätte ich die Wahl zwischen Gregor Schneiders Schlafzimmer aus dem Haus u r und der Couch in der Musterwohnung New Eelam von Christopher Kulendran Thomas, beides in der Ausstellung: „moving is in every direction“.

Adlerschlange trifft Pharao. Ethnologische Sammlungen auf dem Weg zum Humboldt Forum

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Die Adlerschlange wird im Neuen Museum angeliefert. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Die Adlerschlange wird im Neuen Museum angeliefert. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Der Restaurator Sebastian Röhl bereitete die mexikanische Adlerschlange Cuauhcoatl auf ihren ersten Besuch in Berlin Mitte vor. Im Rahmen der Schau „Neue Nachbarn“ begegnet sie dort nun gemeinsam mit anderen außereuropäischen Exponaten den Objekten der Museumsinsel.

Text: Karolin Korthase

Die Werkstatt des Diplom-Restaurators Sebastian Röhl ist hell und ruhig. Draußen zwitschern die Vögel, drinnen türmen sich in den Regalen Pigmente, Werkstoffe und Werkzeuge. Mittendrin stehen Steinobjekte unterschiedlicher Größenordnungen. Ein besonders imposantes Ausstellungsstück fällt schon aufgrund seiner Maße sofort ins Auge. Es handelt sich um eine Adlerschlange aus dem Ethnologischen Museum. Stoisch liegt sie da, der Schnabel ist leicht geöffnet, der Blick wirkt träge. Ihr mächtiger Steinkörper ist zu mehreren Knoten zusammengeschlungen, die in einer Schwanzrassel münden. Es ist eine friedliche, wenig furchterregende Darstellung, wenngleich hier Elemente von zwei Raubtieren miteinander verschmelzen.

Diplom-Restaurator Sebastian Röhl in seiner Werkstatt. Foto: Charlotte Jansen
Diplom-Restaurator Sebastian Röhl in seiner Werkstatt. Foto: Charlotte Jansen

Ursprünglich stammt Cuauhcoatl, so der aztekische Begriff für die Adlerschlange, aus Mexiko. Das Mischwesen aus Klapperschlange und Königsadler wurde von den Azteken (1325–1521) angefertigt und überdauerte dank des robusten Materials die Jahrhunderte. Die Arbeit am Stein muss für den Künstler aus dem zentralmexikanischen Hochland damals mühselig und langwierig gewesen sein. Unzählige Federn schmücken den Körper des Tieres. Auf dem Kopf prangt eine „Edelstein“-Hieroglyphe.

Schöpfergott auf der Insel
„Das Zeichen steht für Kostbarkeit“, erklärt Maria Gaida, Kuratorin der Mesoamerika- Abteilung des Ethnologischen Museums. Generell symbolisiere die gefiederte Schlange eine Dualität, die in den mesoamerikanischen Kulturen häufig vorkommt. Sehr verbreitet, so erzählt die Kuratorin weiter, seien auch Darstellungen des aztekischen Schöpfergottes Quetzalcoatl, der als Schlange bedeckt mit Federn des Quetzalvogels dargestellt wird. Die majestätische Adlerschlange Cuauhcoatl ruhte jahrzehntelang auf einem Podest in Dahlem. Nun gastiert sie für die Ausstellung „Neue Nachbarn. Auf dem Weg zum Humboldt Forum“ im Neuen Museum auf der Museumsinsel.

Die Adlerschlange Cuauhcoatl wird auf der Museumsinsel in Stellung gebracht. © Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker
Die Adlerschlange Cuauhcoatl wird auf der Museumsinsel in Stellung gebracht. © Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker

Zuvor musste sie allerdings von Sebastian Röhl von Stäuben und Fetten gereinigt und anschließend restauriert werden – unter Berücksichtigung der Fassungsreste, die es zu erhalten galt. Generell ist die Adlerschlange in gutem Zustand, allerdings muss ein Teil des Schnabels in der Vergangenheit abgebrochen sein und wurde, so vermutet der Fachmann, durch einen Kunststein ersetzt. Dieser setzt sich farblich vom Rest des Exponates ab und wirkt abgenutzter als die sonstige Oberfläche. An den betreffenden Stellen minimierte Sebastian Röhl die farblichen Unterschiede weitestgehend und retuschierte auch die Nahtstelle zwischen der Ergänzung und dem Ursprungsstein.

Eine große Herausforderung
Diese Detailarbeit ist wesentlicher Bestandteil eines wahren Mammutprojektes: des Umzugs der außereuropäischen Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst ins Humboldt Forum. Es soll 2019 eröffnen und als neues kulturelles Stadtquartier in der Mitte Berlins dazu einladen, die Welt als Ganzes zu erleben.

Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. © Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker
Abbau der Südseeboote im Ethnologischen Museum. © Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker

Doch bis es soweit ist, müssen neben der Adlerschlange Cuauhcoatl unzählige weitere Objekte bewegt und restauriert werden, denn die Dahlemer Museen werden mit etwa 13.000 Exponaten ihrer insgesamt 500.000 Objekte umfassenden Sammlung umziehen. Die Größe der Objekte variiert – von winzigen Artefakten bis zu imposanten Großobjekten wie den bekannten Südseebooten, den Ahnenpfählen aus West-Neuguinea oder dem Palau-Haus. Doch egal wie groß die Objekte sind: Jedes einzelne muss einer umfangreichen Prozedur unterzogen werden, von der Vermessung und Dokumentation über die Entwesung, die Befreiung von eventuellen Schädlingen bis zur objektgerechten Verpackung.

Neben den zahlreichen logistischen und restauratorischen Herausforderungen, vor die besonders die Großobjekte das Wissenschaftlerteam stellen, gilt es in der Phase vor der Eröffnung des Humboldt Forums auch, inhaltliche Aspekte zu erkunden. So finden derzeit und in den kommenden Monaten viele unterschiedliche Ausstellungen und Projekte statt, deren gemeinsames Ziel es ist, Möglichkeiten und Wirkungen der Sammlungen im Dialog zu testen und dem Publikum einen Vorgeschmack auf das Ausstellungsprogramm im Humboldt Forum zu geben. Denn auch während des Umzugs sollen die faszinierenden Sammlungen für die Besucherinnen und Besucher sichtbar bleiben.

Begegnung der Kulturen: Eine Maya-Figur zu Gast im Ägyptischen Museum. © Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker
Begegnung der Kulturen: Eine Maya-Figur zu Gast im Ägyptischen Museum.
© Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker

Erste Begegnungen zwischen Sammlungen und Kulturen
Das sind sie unter anderem in der Schau „Neue Nachbarn“, die sich als eine der ersten in einer ganzen Reihe von Ausstellungen und Veranstaltungen der Begegnung der außereuropäischen mit europäischen Objekten und Sammlungen widmet. In vielen Häusern der Staatlichen Museen zu Berlin finden derzeit solche Begegnungen statt. Die große Präsentation „China und Ägypten. Wiegen der Welt“ vereint altägyptische und altchinesische Kunstschätze im Neuen Museum und fragt danach, wie zwei antike Hochkulturen trotz der großen Distanz vergleichbare Strukturen hervorbrachten, die uns zum Teil heute noch vertraut sind. Im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum bringt „Vis à vis. Asien trifft Europa“ Objekte des asiatischen Kunsthandwerks mit europäischem Kunstgewerbe vom Mittelalter bis zur Moderne zusammen. Im Herbst werden sich weitere Ausstellungen mit demselben Thema beschäftigen, etwa „Unvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museum“ und „Gesichter Chinas. Porträtmalerei der Ming- und Qing-Dynastie (1368- 1912)“ im Kulturforum. Unter dem Thema „Auf dem Weg zum Humboldt Forum“ zeichnen die Ausstellungen ein spannendes Bild davon, wie vielfältig und fruchtbar die Begegnungen zwischen den Sammlungen und den Kulturen ausfallen können.

Auch die Adlerschlange Cuauhcoatl trägt ihren Teil dazu bei und steht nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten einer ägyptischen Königsstatue im Neuen Museum gegenüber. Werden die Besucher sofort merken, dass hier die ägyptische und aztekische Kultur aufeinandertreffen? Oder werden in der Wahrnehmung bei allen Unterschieden am Ende vielleicht doch Gemeinsamkeiten überwiegen? In der Ausstellung „Neue Nachbarn“ werden noch rund 20 weitere Objekte dieses Spannungsfeld in verschiedenen Häusern der Museumsinsel ausloten. Die Inszenierung der Exponate aus aller Welt eröffnet neue Perspektiven und bietet zudem einen Ausblick auf den möglichen Ort der Weltkulturen, der sich mit der Eröffnung des Humboldt Forums in Nachbarschaft zur Museumsinsel entfalten kann.

Adlerschlange Cuauhcoatl trifft König Amenemhet im Neuen Museum, Ausstellungsansicht, © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Adlerschlange Cuauhcoatl trifft König Amenemhet im Neuen Museum, Ausstellungsansicht, © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Tonnenschwere Kunst und Besucherströme. Der Deckenbelastungstest für die Neue Nationalgalerie

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Foto: BBR/Thomas Bruns
Foto: BBR/Thomas Bruns

Decken sind der Schlüssel für die gesamte Struktur eines Gebäudes. Von entscheidender Bedeutung ist deshalb auch die Art der Deckenkonstruktion in Stahlbeton. Warum für die Neue Nationalgalerie ein Deckenbelastungstest notwendig war, erklärt unsere Redakteurin Constanze von Marlin.

Die Decke eines Gebäudes dient nicht nur der horizontalen Trennung der Geschosse. Sie bildet den optischen Raumabschluss, übernimmt die Abtragung vertikaler und horizontaler Lasten, den Schall- und Wärmeschutz zwischen den Geschossen sowie die Aufnahme und Führung von Installationen. Stahldecken haben den entscheidenden Vorteil, dass sie bei relativ geringer Deckenstärke und Eigengewicht große Spannweiten erreichen können. So können im Geschossbau unter dem Einsatz von Stahl große, stützenfreie Deckenflächen erzielt werden. Um das Konzept des fließenden Raums in der Neuen Nationalgalerie umsetzen zu können, benötigte Ludwig Mies van der Rohe ein Stahldeckensystem, das ein Maximum an räumlicher Flexibilität und architektonischer Qualität ermöglicht. Das Berliner Museum wurde deshalb mit einer Stahl-Kassettendecke, kurz: StaKa-Decke, errichtet.

Belastungsrahmen für den Deckenbelastungstest. Foto: BBR/Thomas Bruns
Belastungsrahmen für den Deckenbelastungstest. Foto: BBR/Thomas Bruns

Im Rahmen der Grundinstandsetzung wurde festgestellt, dass die Bügelbewehrung der Stahlbetondecken zu tief eingebaut worden ist, so dass die Betondeckung teilweise nicht vorhanden ist und die oberen aufgebogenen Bügelenden aus dem Plattenspiegel unten herausschauen. Bei intaktem Tragwerk erschien dies vertretbar, doch der Nachweis der Querkraft kann mit den zu tief eingebauten Bügeln nicht geführt werden, da der Lastabtrag rechnerisch nicht nachvollzogen werden kann. Es wurde daher als alternatives Nachweisverfahren ein experimenteller Tragsicherheitsnachweis durchgeführt.

Aufbau der experimentellen Versuchsreihe. Foto: BBR/Thomas Bruns
Aufbau der experimentellen Versuchsreihe. Foto: BBR/Thomas Bruns

Terasse bleibt als Präsentationsfläche erhalten
Im Herbst 2015 fanden deshalb erste experimentelle Belastungsversuche an den StaKa‐Decken in zwei ausgesuchten Feldern des Außenbereichs auf der Terrasse statt. Dazu wurden hydraulische Pressen in mobilen Belastungsrahmen vor Ort über ein Deckenfeld von 7,20 auf 7,20 Meter errichtet. Zur Verankerung der Pressen mussten im massiven Randstreifen der Deckenplatten Bohrungen vorgenommen werden, um die Stahlkonstruktion entsprechend zu verankern. Die Pressen erzeugten dann in regelbaren Stufen Versuchslasten auf die bestehende Stahlbetondecke. Alle notwendigen Informationen zur Zustandsbewertung der Deckenkonstruktion (z.B. Dehnungen, Durchbiegung und Rissweitenveränderung) konnten durch die messtechnische Ausstattung zeitgleich und fortlaufend beobachtet werden, auch um bei einem Überschreiten der Lasten ein Versagen der Deckenkonstruktion zu vermeiden.

Messtechnik an der Deckenunterseite. Foto: BBR/Thomas Bruns
Messtechnik an der Deckenunterseite. Foto: BBR/Thomas Bruns

Die Tragsicherheit für die erforderliche Verkehrslast von 5,00 kN/m² konnte erfolgreich nachgewiesen werden. Um die Ergebnisse auf nicht untersuchte Bereiche der Stahlbetondecke übertragen zu können, wurden 2016 noch einmal zwei weitere Felder in typischen Bereichen in der oberen Ausstellungshalle getestet. Auch hierfür konnte ein Nachweis der Tragsicherheit für die StaKa-Decken erfolgreich erbracht werden. Auf eine aufwendige Ertüchtigung der Decken über dem Untergeschoss kann somit verzichtet werden. Die Terrasse der Neuen Nationalgalerie kann also auch nach der Sanierung wieder als Präsentationsfläche für großformatige und tonnenschwere Skulpturen beispielsweise von Henry Moore oder Richard Serra genutzt werden.

Durchbiegungsmessung mittels "Abhänger". Foto: BBR / Thomas Bruns
Durchbiegungsmessung mittels “Abhänger”. Foto: BBR / Thomas Bruns
Messstand. Foto: BBR / Thomas Bruns
Messstand. Foto: BBR / Thomas Bruns

Text: schmedding.vonmarlin.

China und Ägypten im Neuen Museum: So fern und doch so nah

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Viele Tausend Kilometer liegen zwischen China und Ägypten. Doch trotz der enormen Distanz entwickelten die beiden alten Hochkulturen ähnliche Strukturen und Praktiken. Die Ausstellung „China und Ägypten. Wiegen der Welt“ im Neuen Museum erkundet diese durch den direkten Vergleich der Artefakte.

Für Mariana Jung, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Ägyptischen Museum und
Papyrussammlung, war die Vorbereitung der Ausstellung eine neue Erfahrung. „Die Zusammenarbeit mit dem Shanghai Museum war sehr interessant, denn die Kolleginnen und Kollegen dort hatten noch nie zuvor ein solches Kooperationsprojekt mit einem anderen Museum gemacht“, berichtet die Wissenschaftlerin. Dass der Vergleich zweier Kulturen für die Museumsleute aus Shanghai etwas völlig neues war, hat das Ausstellungsteam vor manche Herausforderung gestellt, die aber gemeinsam gut gelöst werden konnten, erinnert sich Jung.

© Ägyptisches Museum und Papyrussammlung - Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
© Ägyptisches Museum und Papyrussammlung – Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Doch vor allem inhaltlich hielt die Ausstellung für die Fachleute überraschende Erkenntnisse bereit:
„Wir waren sehr überrascht, wie Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Kulturen sich in den Objekten widerspiegelten“, erklärt Mariana Jung. „Wir bekamen zum Beispiel eine große Anzahl von altchinesischen Bronzen aus dem Shanghai Museum, die es bei den Ägyptern erst ab der Spätzeit, also ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. gab. Dafür haben wir wesentlich mehr ägyptische Steinobjekte.“ Besonders auffallend war für die Berliner Wissenschaftler auch, dass die chinesische Kultur in dem Zeitrahmen der ausgestellten Objekte sehr wenige Personen in Skulpturen abbildet, während dies in Ägypten eine sehr häufige Erscheinung war.

Spannende Parallelen und Unterschiede
Besucher der Ausstellung können diese und viele weitere Unterschiede und Parallelen aufspüren, denn sie erhalten Einblicke in alle Lebensbereiche. Untergliedert ist die Präsentation in die Themenbereiche Lebenswelten, Schrift, Tod und Jenseits, Glaubenswelten sowie Herrschaft und Verwaltung.

Durch die direkte Gegenüberstellung von Orakelknochen aus der Shang-Dynastie (ca. 1600–1000 v. Chr.) und Hieroglyphen, etwa vom Türsturz des Ramses II. (1279–1213 v. Chr.), offenbaren die beiden ältesten Schriftkulturen der Welt spannende Parallelen und Unterschiede. Der Alltag war in Nordafrika und im fernen Osten ähnlich – das tägliche Leben im Alten Ägypten wird in Statuen, Schmuck, Keramik oder Kosmetikgefäßen fassbar, während Tonmodelle von Häusern, Musikinstrumente und Schmuck die vergangenen Tage der Han-Dynastie aufleben lassen. Die Herrschaftsstrukturen der beiden Kulturkreise unterschieden sich jedoch: Während die Pharaonen mit prachtvollen Königsstatuen ihre Allmacht unterstrichen, herrschte in China bis zur Han-Dynastie ein verzweigtes Netz von Adelsfamilien. Deren Macht und Wohlstand wurden durch kunsthandwerkliche Arbeiten wie Streitwagen und Zaumzeug sichtbar, die ihre Besitzer mit ins Jenseits nahmen.

© Ägyptisches Museum und Papyrussammlung - Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
© Ägyptisches Museum und Papyrussammlung – Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Ähnlicher Totenkult
Beim Stichwort Totenkult gerät auch Mariana Jung ins Schwärmen: „Am Eindrucksvollsten ist sicherlich die Gegenüberstellung eines prachtvollen chinesischen Jadegewandes aus dem Xuzhou Museum und unserer reich bemalten ägyptische Mumienhülle. Beide Kulturen glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod und bereiteten sich zu Lebzeiten darauf vor, allerdings auf unterschiedliche Art und Weise.“ Jeder kennt die Mumifizierung, die bei den Ägyptern die Leichname der Verstorbenen für das Jenseits erhalten sollte. Für die Alten Chinesen erfüllte Jade als Stein der Unsterblichkeit den Zweck, den Körper zu schützen. In beiden Kulturen waren der Aufbau und die Ausstattung des Grabes für das Leben im Jenseits sehr wichtig. Dementsprechend wurden sie mit allem Lebensnotwendigen ausgestattet.

Jadegewand mit silbernen Fäden, Jade, Westliche Han-Dynastie, 206 v. Chr. – 8 n. Chr., © Xuzhou Museum
Jadegewand mit silbernen Fäden, Jade, Westliche Han-Dynastie, 206 v. Chr. – 8 n. Chr., © Xuzhou Museum
Mumienhülle der Nes-Chons-pa-cheret, Kartonage, grundiert und bemalt, Dritte Zwischenzeit, 23. Dynastie, 756–722 v. Chr., © Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Sandra Steiß
Mumienhülle der Nes-Chons-pa-cheret, Kartonage, grundiert und bemalt, Dritte Zwischenzeit, 23. Dynastie, 756–722 v. Chr., © Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Sandra Steiß

Die ähnlichen Totenkulte gingen mit den jeweiligen Glaubenswelten einher. Im Alten China wurden neben vielen Naturgewalten vor allem die Ahnen verehrt. Um sie gütig zu stimmen, opferte man ihnen Speis und Trank in Ritualgefäßen aus Bronze oder Jade. Ihnen gegenüber stehen altägyptische Kultgegenstände, die die vielfältige Götterwelt am Nil repräsentieren.

So entfaltet sich in der Ausstellung das Bild zweier komplexer Hochkulturen mit teils ähnlichen und teils ganz unterschiedlichen Strukturen und Lebensweisen – die jedoch beide für sich einzigartig und faszinierend sind, wie auch Mariana Jung betont. „Wir hoffen, dass die Besucher sich durch beide Kulturen inspirieren lassen und verschiedene Eindrücke beider Hochkulturen mit nach Hause nehmen.“

China und Ägypten. Wiegen der Welt” läuft noch bis zum 3.12.2017 im Neuen Museum.

Pracht im Maßstab 1:50 – der Angkor Wat auf dem Weg ins Humboldt Forum

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Das Holzmodell von Angkor Wat. Foto: Staatliche Museen zu Berlin
Das Holzmodell von Angkor Wat. Foto: Staatliche Museen zu Berlin

Die historische kambodschanische Tempelanlage Angkor Wat ist eine beeindruckende Weltkulturerbestätte, die jedes Jahr tausende Besucher anlockt. Im Humboldt Forum wird ein Modell des Tempels im Maßstab 1:50 zu sehen sein. Martina Stoye, Kuratorin im Museum für Asiatische Kunst, erklärt wie es dazu kam.

Text: Martina Stoye

Ich schaue aus der Vogelperspektive auf ein Wunderwerk aus Menschenhand. Es ist der größte Sakralbau der Welt: Der kambodschanische Angkor Wat. Diese Krone der Khmer-Kunst wurde bereits im 12. Jahrhundert erbaut und ist heute ein Weltkulturerbestätte, das täglich von 5000 bis 10.000 Touristen besucht wird. Beeindruckend lang gestreckte Säulengänge bilden ein riesiges Viereck.

Diese Weite bietet ein in die Landschaft eingeschriebenes Passepartout zu einer majestätischen Tempelanlage in ihrem Herzen: Über dem zentralen Vishnu-Tempel, der zugleich den Khmer-König feierte, recken sich die Tempeltürme in aufsteigenden Ebenen dramatisch empor. Mit diesem Staatstempel setzte sich König Suryavarman II. als Oberhaupt der Khmer zur Glanzzeit des Khmerreichs ein Denkmal als Gottkönig.

Angkor Wat, Foto: Manfred Werner, 2001
Angkor Wat, Foto: Manfred Werner, 2001

Der Nabel der Welt
Die Architektur drückt den Anspruch, Nabel der Welt zu sein, augenfällig aus: Denn der Bau liegt in der Anlage wie im Mittelpunkt eines überdimensionalen Fadenkreuzes. Das heilige Zentrum zu erreichen, bedeutet für einen Fußgänger eine lange, über mehrere Ebenen aufsteigende schnurgerade Wegstrecke, auf der man verschiedene Tore zu passieren hat. Das hat etwas Höfisches. Und das ist gewollt.

Immer kürzer werdende, immer höher liegende Galerien umschließen den Gipfelpunkt, das Allerheiligste. Neun Tempeltürme, vier an den Ecken zweier Galerien, einer über dem zentralen Sanktum, wirken wie immer höher aufragende Gipfel eines gewaltigen Bergmassivs, das es zu erreichen gilt. Der Bau will mit seinem Tempelberg den Weltenberg Meru abbilden, der nach der hinduistischen Mythologie im Zentrum des Kosmos steht. Ein Hindu versteht das sofort.

Selbst als Miniatur riesig
Von meiner Warte aus kann ich die gesamte faszinierende Anlage überschauen. Doch ich bin nicht in Kambodscha, nicht im Landeanflug auf den Flughafen von Siem Reap nahe Angkor. Nein, ich stehe vielmehr in der Studiensammlung des Museums für Asiatische Kunst in Berlin und blicke auf das zauberhafte Holzmodell des Angkor Wat, das selbst als Miniaturreplik im Maßstab 1:50 riesige Ausmaße hat: Die Grundfläche hat ungefähr die Größe zweier zusammen geschobener Tischtennisplatten.

Modell der Tempelanlage Angkor Wat im Maßstab 1:50. Foto: Staatliche Museen zu Berlin
Modell der Tempelanlage Angkor Wat im Maßstab 1:50. Foto: Staatliche Museen zu Berlin / Anna Mosig

Das Modell ist aus rötlichem Tropenholz, wurde von kambodschanischen Kunsthandwerkern geschnitzt und ist gerade einmal so alt wie ein Schulkind. Und doch transportiert es so viel von der ‚Faszination Angkor‘, die ein Besuch am nunmehr über 800 Jahre alten Bauwerk in Kambodscha in so vielen Menschen auslöst. Streng genommen gehört das Modell den Berliner Museen nicht einmal. Es ist immer noch Eigentum der Kunst- und Ausstellungshalle Bonn, die das Modell für eine große Angkor-Schau 2007 eigens anfertigen ließ.

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt
Die damalige Kuratorin der Ausstellung und meine Vorgängerin bei den Staatlichen Museen zu Berlin, Wibke Lobo, war auf einer vorbereitenden Südostasienreise auf dem kleinen Flughafen von Sukothai in Thailand gelandet und hatte dort, im wohl hübschesten Flughafen-Gebäude der Welt, ein solches Holzmodell von Angkor Wat gesehen, das sie sofort begeisterte. Umgehend telefonierte sie mit Ihrer Projektleiterin Susanne Annen in Bonn, die dann ein ebensolches Modell bei einer Schnitz-Werkstatt in der kambodschanischen Stadt Siem Reap in Auftrag gab.

Ausstellungsansicht des Modells in Berlin. Foto: Staatliche Museen zu Berlin
Ausstellungsansicht des Modells in Berlin. Foto: Staatliche Museen zu Berlin

Nach den Ausstellungen in Bonn, Zürich und Berlin wurde das Modell dem Ethnologischen Museum in Berlin als Dauerleihgabe übergeben und ruhte seither zerlegt in Kisten des Magazins. Nun wurde es sanft aus dem zehnjährigen Dornröschenschlaf geweckt und restauriert. Im Humboldt Forum soll es künftig als Teil einer neu entstehenden Südostasien-Abteilung präsentiert werden. Im Zusammenspiel mit den aufwändig restaurierten Gipsabgüssen der Angkor Wat Reliefs aus den Galerien des Gottkönigtempels dürfte es dann das Publikum begeistern. Denn der besonderen Faszination von Angkor kann man sich schwer entziehen, auch im fernen Berlin.

Was macht eigentlich … Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie?

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Joachim Jäger während der Sanierung auf dem Dach der Neuen Nationalgalerie. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker

Was macht der Leiter eines Museums, wenn „sein“ Haus wegen Sanierung geschlossen ist? Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie, erklärt, warum es für ihn trotzdem viel zu tun gibt und die Beschäftigung mit der Kunst nicht aufhört.

Herr Jäger, woran arbeiten Sie aktuell?
Derzeit sichte ich das große Ausstellungsarchiv zur Neuen Nationalgalerie. Unterstützung bekomme ich von der Kunsthistorikerin Constanze von Marlin und André Odier von den Freunden der Nationalgalerie. Seit der Eröffnung des Hauses 1968 bis zu seiner Schließung vor zwei Jahren haben dort rund 300 Ausstellungen stattgefunden: berühmte Ereignisse, wie die Alberto-Giacometti-Schau 1987 oder die Gerhard Richter-Retrospektive 2012, aber auch kuriose Inszenierungen wie der Einbau einer Zirkusarena in der oberen Halle. Zum 50. Jubiläum der Neuen Nationalgalerie im nächsten Jahr soll ein Buch erscheinen, das an viele dieser besonderen Projekte erinnern wird.

Sie sind Leiter eines Museums, das sanierungsbedingt mehrere Jahre lang nicht geöffnet ist. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Öffentliches Bauen bedeutet hunderte von Abstimmungen, gerade bei einer denkmalgerechten Sanierung. Was kann weg, was brauchen wir neu, was muss unbedingt erhalten werden? Dies sind permanente Fragen, mit denen ich konfrontiert bin. Aktuell stehen wir zum Beispiel vor dem Dilemma, dass wir die herrliche Patina der originalen Möbel von Mies van der Rohe unbedingt erhalten möchten, andererseits die Möbel aber so aufgearbeitet werden müssen, dass sie viele weitere Jahre halten. Bei allen Entscheidungen sprechen viele Partner mit: die Denkmalpflege, die Baubehörde, die Stabsstelle Bau der Staatlichen Museen zu Berlin, die Architekten oder wir als unmittelbare Nutzer. Spaß daran macht, dass man sehr viel über den Bau und seine Geschichte lernt. Und dass man sich am Ende doch meist einigt.

Haben Sie neben der Sanierung noch weitere „Baustellen“?
Tief involviert bin ich auch in das Neubau- Projekt am Kulturforum und weiterhin in die Ausstellungsplanung. Denn schließlich haben wir mit der „Neuen Galerie“ im Hamburger Bahnhof einen erstklassigen Raum für die Kunst der Moderne, den wir regelmäßig bespielen – aktuell mit der Ausstellung „Rudolf Belling. Skulpturen und Architekturen“. Aber auch in Charlottenburg, in der Sammlung Scharf-Gerstenberg und im Museum Berggruen werden die Bestände unter ständig wechselnden Themen und Perspektiven gezeigt.

Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Der unmittelbare Umgang mit bildender Kunst bleibt für mich faszinierend. Im Museum ist man in der luxuriösen Situation, mit der Kunst quasi zusammen zu leben, viele Werke jedenfalls sehr häufig zu sehen. Manche werden dabei zu Freunden, andere bleiben ewig sperrig und verschlossen; wieder andere rufen selbst nach Jahren noch Irritationen und Fragen hervor. Das Museum ist für mich ein besonderer Erfahrungsort – deshalb sind auch spezifische Räume und Aufführungsformen so wichtig. Daran arbeiten zu können, das schätze ich an meinen Beruf.

Und was am wenigsten?
Schwer fällt der große Verwaltungsaufwand, der mit fast jeder Maßnahme verbunden ist.

Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit der Sanierung Ihres Hauses verbinden?
Wirklich aufregend ist es, das Dach der Neuen Nationalgalerie zu betreten. Dieses monumentale Stahldach ist ja sonst nicht zu erreichen. Dort oben hat man nicht nur eine spektakuläre Aussicht auf den Potsdamer Platz und die Umgebung. Man versteht vor allem, warum sich Mies van der Rohe damals genau diesen Bauplatz ausgesucht hat: Das Museum ist genau eingepasst zwischen St.-Matthäus-Kirche und Landwehrkanal, präzise auf diese Fixpunkte hin ausgerichtet. Das versteht man nur, wenn man es von dort oben sieht.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Neue Nationalgalerie wieder geöffnet ist?
Am meisten freue ich mich auf die Rückkehr der Kunstwerke in dieses Haus und auf die Besucher. Auf ein neues, pulsierendes Leben im gerade stillgelegten Tempel.

Titelbild: David von Becker

Hoch die Tassen: 10 Bilder zum internationalen Tag des Bieres

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Preußische Soldaten mit ihrer Standarte, in den Jahren 1843-45, Lithografie. © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Preußische Soldaten mit ihrer Standarte, in den Jahren 1843-45, Lithografie. © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin

Heute wird weltweit der Tag des Bieres gefeiert – Wir haben euch zu diesem Anlass 10 passende Kunstwerke aus unseren Archiven herausgesucht. Wie ihr sehen werdet, reicht die Kunst des Bierbrauens (und -trinkens) viele Jahrtausende zurück. Cheers!

Preußische Soldaten mit ihrer Standarte, in den Jahren 1843-45, Lithografie. © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Preußische Soldaten mit ihrer Standarte, in den Jahren 1843-45, Lithografie. ©
bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Bauer aus Tegernsee in Oberbayern  (um 1855) von Michael nach einer Zeichnung von Eugen von Stieler © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin / Knud Petersen
Bauer aus Tegernsee in Oberbayern
(um 1855) von Michael nach einer Zeichnung von Eugen von Stieler © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin / Knud Petersen
"Eine Bierpreuin" (Bierbrauerin) Kupferstich, koloriert, (um 1730) von  Martin Engelbrecht  © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin / Knud Petersen
“Eine Bierpreuin” (Bierbrauerin)
Kupferstich, koloriert, (um 1730) von
Martin Engelbrecht
© bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin / Knud Petersen
Pieter de Hooch "Der vergnügte Zecher" (um 1650)  © bpk / Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders
Pieter de Hooch “Der vergnügte Zecher” (um 1650)
© bpk / Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders
Willy Römer: Blick in die Brauerei des Klosters Ursberg (1930) © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Willy Römer: Blick in die Brauerei des Klosters Ursberg (1930) © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin, Photothek Willy Römer / Willy Römer
Biergarten in Brannenburg bei Rosenheim (1895) © bpk / Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Volker-H. Schneider
Biergarten in Brannenburg bei Rosenheim (1895) © bpk / Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Volker-H. Schneider
Bernard Larsson: Moabit 23 Uhr, Westberlin, 1964 © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin / Bernard Larsson
Bernard Larsson: Moabit 23 Uhr, Westberlin, 1964 © bpk / Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin / Bernard Larsson
Frans Hals: Malle Babbe (1633/1635) © bpk / Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders
Frans Hals: Malle Babbe (1633/1635) © bpk / Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders
Stele mit Darstellung eines syrischen Söldners beim Biertrinken (1351 - 1334 v.Chr.) © bpk / Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Sandra Steiß
Stele mit Darstellung eines syrischen Söldners beim Biertrinken (1351 – 1334 v.Chr.) © bpk / Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Sandra Steiß
Paul Scheurich:  Broyhan lüttje Lagenbier (1911) © bpk / Kunstbibliothek, SMB / Knud Petersen
Paul Scheurich:
Broyhan lüttje Lagenbier (1911) © bpk / Kunstbibliothek, SMB / Knud Petersen

Die Neue Nationalgalerie im Sommer 2017 – fast wie vor 50 Jahren

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In diesem Bereich wird zukünftig die neue Garderobe im Entwurf von David Chipperfield Architects eingebaut. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
In diesem Bereich wird zukünftig die neue Garderobe im Entwurf von David Chipperfield Architects eingebaut. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.

Im April 1967 wurde das Richtfest für die Neue Nationalgalerie in Anwesenheit des Architekten Mies van der Rohe gefeiert. 50 Jahre später ist im Zuge der Grundinstandsetzung fast wieder der Zustand des damaligen Rohbaus erreicht. Unsere Redakteurin Constanze von Marlin war auf der Baustelle.

Text und Fotos: schmedding.vonmarlin.

Joachim Jäger steht im Rohbau der Neuen Nationalgalerie, deren Leiter er ist, und resümiert: „Ich habe erst durch die Abnahme von Stein, Holz und den anderen Materialien begriffen, dass das Gebäude sehr einfach wirkt. Besonders im Untergeschoss verschiebt sich der Eindruck durch den fehlenden Teppich, die Wände und die Decke in Richtung eines Industriebaus“.

Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie, erläutert die Baumaßnahmen im Museum. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie, erläutert die Baumaßnahmen im Museum. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.

Die Abbrucharbeiten im Rahmen der grundlegenden Sanierung haben die industrielle Bauweise freigelegt und offenbaren neben dem regelmäßigen Stützenraster und dem Deckensystem aus Stahl-Beton-Kassetten auch die eindrucksvolle Größe der Ausstellungshalle. Zwischen den Säcken mit Bauschutt ist an den Glanz der einstigen Kunstpräsentationen kaum zu denken.

Planmäßig sind bis zu diesem Zeitpunkt natürlich alle Kunstwerke und Möbel ausgelagert und alle nicht-konstruktiven Elemente sorgfältig entfernt worden, so dass inzwischen bis auf die Glasfassade der oberen Ausstellungshalle nur noch der Rohbau steht. Neben den Maßnahmen zur Sanierung des Gebäudekerns haben die vorbereitenden Arbeiten für den Einbau eines Besucheraufzugs sowie Anlagen für die Klimatechnik begonnen. Mit jeder abgetragenen Schicht können der tatsächliche Zustand des Gebäudes und notwendigen Sanierungsmaßnahmen konkreter durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sowie die planenden Architekten aus dem Büro von David Chipperfield beurteilt werden.

Die leere Ausstellungshalle. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Die leere Ausstellungshalle. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.

Ein besonderer Höhepunkt der Baustellenbegehung ist der Ausblick vom Dach. Städtebaulich fügt sich das Museum genau zwischen Landwehrkanal und St. Matthäus-Kirche ein. Was damals in einer weiträumigen Brache entstand, ist heute eingebunden in die Stadtlandschaft des Kulturforums mit der Gemäldegalerie, der Philharmonie, der Staatsbibliothek und der Bebauung des Potsdamer Platzes.

Ein seltener Ausblick: Vom Dach der Neuen Nationalgalerie zum Potsdamer Platz. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Ein seltener Ausblick: Vom Dach der Neuen Nationalgalerie zum Potsdamer Platz. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.

Bei dem Aufstieg auf das Dach über ein Gerüst unmittelbar neben einer der acht Säulen lässt sich ihre konische Verjüngung aus unmittelbarer Nähe betrachten, mit der Mies einen optischen Trick aus der Antike auf seinen modernistische Stilikone übertrug. So erschreckend das entkernte Museum auch aussieht, bietet es in diesem Zustand doch besondere Erkenntnisse über das Zusammenspiel aller Proportionen, die die besondere Eleganz auch in Zukunft wieder ausmachen werden.

Die Neue Nationalgalerie 50 Jahre nach dem Richtfest 1967. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Die Neue Nationalgalerie 50 Jahre nach dem Richtfest 1967. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Die tragenden Säulen des Daches. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Die tragenden Säulen des Daches. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Das Innenleben der eigentlich mit edlem Marmor verkleideten Versorgungsschächte. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Das Innenleben der eigentlich mit edlem Marmor verkleideten Versorgungsschächte. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Ein Blick von unten in die obere Ausstellungshalle. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Ein Blick von unten in die obere Ausstellungshalle. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
In diesem Bereich wird zukünftig die neue Garderobe im Entwurf von David Chipperfield Architects eingebaut. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
In diesem Bereich wird zukünftig die neue Garderobe im Entwurf von David Chipperfield Architects eingebaut. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Für einen barrierefreien Zugang zum Untergeschoss werden Vorbereitungsmaßnahmen für den Einbau des Aufzugs getroffen. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Für einen barrierefreien Zugang zum Untergeschoss werden Vorbereitungsmaßnahmen für den Einbau des Aufzugs getroffen. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Ein Bereich im Untergeschoss. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Ein Bereich im Untergeschoss. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick in den unteren Ausstellungsbereich zum Garten. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick in den unteren Ausstellungsbereich zum Garten. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick in den Skulpturengarten. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick in den Skulpturengarten. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Der industrielle Look des Rohbaus. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Der industrielle Look des Rohbaus. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick ins Direktorenzimmer. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick ins Direktorenzimmer. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick in die Pförtnerloge. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick in die Pförtnerloge. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick in den Skulpturengarten, heute eine Baustelle. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.
Blick in den Skulpturengarten, heute eine Baustelle. © Staatliche Museen zu Berlin / schmedding.vonmarlin.

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Lieblingsstücke: Die Würfelfigur des ägyptischen Baumeisters

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Würfelfigur des Baumeisters Senenmut mit der Prinzessin Nefrura. © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Friederike Grosinksi

Liebe auf den zweiten Blick verbindet Friederike Grosinksi vom Ägyptischen Museum und Papyrussammlung mit einer Würfelfigur des altägyptischen Baumeisters Senenmut. Zunächst fand sie die Figur nämlich gar nicht interessant – bis sie sich an eine Reise erinnerte …

Text und Fotos: Friederike Grosinksi

Mumien, Statuen, Töpfe, Schmuck, Spielzeug – über 1000 Objekte stehen in der Ägyptischen Abteilung im Neuen Museum jeden Morgen bereit, um von Besuchern aus aller Welt bestaunt zu werden. Über 1000 Objekte: Eine Zahl, bei der ich mir lange nicht vorstellen konnte, genau DAS eine Lieblingsobjekt zu haben. Und doch, ich habe es gefunden, auch wenn es nicht Liebe auf den ersten Blick war.

Als Freiwillige soziale Mitarbeiterin im Ägyptischen Museum und der Papyrussammlung kam ich in den letzten zehn Monaten in Kontakt mit unterschiedlichsten Objekten der Sammlung. Neben der Arbeit an Grabungstagebüchern und der Datenbank der Sammlung, sowie der Hilfe bei Bestandsaufnahmen, hatte ich zu Beginn des Jahres die Möglichkeit, eine Vitrine umzugestalten. Das Thema dieser Vitrine war „Hatschepsut“ – eine der bedeutendsten Pharaoninnen ihrer Zeit, die auch für ihre Tempelanlage „Deir el-Bahari“ bekannt ist. In diesem Zusammenhang stieß ich auf die Würfelfigur von Hatschepsuts Baumeister Senenmut mit der Prinzessin Nefrura, der Tochter von Hatschepsut.

Alte Bekannte
Zunächst sah die Statue nur wie ein viereckiger Stein mit zwei unterschiedlich großen Köpfen darauf aus. Ich entschuldige mich vorab bei allen Ägyptologen, aber wirklich interessant wirkte die Statue auf mich erst einmal nicht. Dass ich sie nun mein Lieblingsobjekt nenne, hat weder etwas mit ihrer Herstellungsart, noch mit besonderen Inschriften zu tun, sondern vielmehr mit unserer persönlichen Geschichte. Mir fiel nämlich auf, dass ich dem Herrn Senenmut schon einmal begegnet war.

Würfelfigur des Baumeisters Senenmut mit der Prinzessin Nefrura. © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Friederike Grosinksi
Würfelfigur des Baumeisters Senenmut mit der Prinzessin Nefrura im Neuen Museum. © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Friederike Grosinksi

Während meiner Abiturzeit konnte ich an einer Kursfahrt nach Luxor teilnehmen. Dort besuchten wir den Tempel der Hatschepsut: Deir el-Bahari. Ein unglaublich schönes und beindruckendes Gebäude. Als ich nun, fast zwei Jahre später, an der Gestaltung der Vitrinen mit Originalobjekten aus Deir el-Bahari arbeitete, realisierte ich, dass ich diesen Tempel tatsächlich schon einmal mit eigenen Augen gesehen hatte. Ich recherchierte viel über die Königin Hatschepsut und ihren Baumeister Senenmut. Sie müssen ein sehr enges Verhältnis gehabt haben, obwohl er eines Tages einfach aus den Erzählungen verschwindet.

Geborgenheit und Schutz vor 3000 Jahren
Was passiert ist? Das konnte ich nicht herausfinden. Es ist aber sicher, dass Senemut für Hatschepsut den Tempel Deir el-Bahari entwarf und bauen ließ. Vielleicht war er stolz auf sein Werk oder er wollte sich einfach nur verewigen, auf jeden Fall ließ er sich selbst über 50 Mal in Inschriften und Zeichnungen im Tempel abbilden. Auch zu Hatschepsuts Tochter Nefrura muss er ein sehr enges Verhältnis gehabt haben, denn er war nicht nur Baumeister sondern auch königlicher Erzieher. Und die Würfelfigur zeigt genau diese beiden Personen zusammen: Senenmut und Nefrura.

Würfelfigur des Baumeisters Senenmut mit der Prinzessin Nefrura. © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Friederike Grosinksi
Würfelfigur des Baumeisters Senenmut mit der Prinzessin Nefrura. © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Friederike Grosinksi

Es ist nicht genau zu erkennen, wie Senenmut sitzt, aber ich habe mir immer vorgestellt, dass er seine Beine angewinkelt hat und Nefrura dazwischen sitzt. Die Art, wie er seinen Mantel über seine Knie spannt, erinnerte mich daran, wie ich es früher manchmal mit zu großen T-Shirts gemacht habe. Vielleicht ist mir dieses Bildnis dadurch so sympathisch geworden. Gleichzeitig strahlt es Geborgenheit und Schutz aus: das Kind das in dem Schoß des Erwachsenen sitzt. Obwohl die Statue vor mehr als 3000 Jahren entstand, zeigt es die gleiche Art an Zuneigung und Liebe, die wir auch heute noch verstehen.

Innige Beziehung
Auf der anderen Seite wirken beide Personen auch durch ihre Mimik und die Augen sehr vertraut. Senenmut wirkt ernst und stark, während sich Nefrura ihrer besonderen Position im Schutz eines Erwachsenen durchaus bewusst zu sein scheint. Auch wenn ich die genaue Bedeutung der Würfelfigur nicht kenne, ist die innige Beziehung beider Personen gut erkennbar. Vielleicht auch durch die schützenden Arme Senenmuts vor Nefrura.

Ich muss zugeben, dass ich diese Statue zunächst nicht besonders schön fand. Sie ist nicht reich verziert oder vergoldet und hat auf den ersten Blick nichts Spektakuläres an sich. Doch habe ich sie durch meine Recherche zu den Personen, durch deren Ruhe und Geborgenheit und durch die Tatsache, dass ich Senenmuts wichtigstes Bauwerk schon einmal sehen durfte, sehr lieb gewonnen.

Würfelfigur des Baumeisters Senenmut mit der Prinzessin Nefrura. © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Friederike Grosinksi
Würfelfigur des Baumeisters Senenmut mit der Prinzessin Nefrura. © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Friederike Grosinksi

Optisch gerade, aber doch gebogen. Das Dach der Neuen Nationalgalerie

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Schweißarbeiten am Dach der Neuen Nationalgalerie. Foto: Heinz Oeter
Schweißarbeiten am Dach der Neuen Nationalgalerie. Foto: Heinz Oeter

In ästhetischer wie technischer Hinsicht bietet Architektur der Neuen Nationalgalerie viele bemerkenswerte Details. Herausragend ist die riesige Dachfläche, über die sich unsere Redakteurin Constanze von Marlin mit dem damals zuständigen Projektleiter, Heinz Oeter, unterhalten hat.

Text: schmedding.vonmarlin.

Das scheinbar schwebende Stahldach über der gläsernen Ausstellunghalle ist eines der prägnantesten Merkmale der Neuen Nationalgalerie. Die quadratische Dachfläche von rund 4.200 Quadratmetern und etwa 1.200 Tonnen Gewicht ruht auf nur acht schlanken Stahlsäulen. Nie zuvor war ein Stahlflächentragwerk von derartiger Größe hergestellt worden, so dass den Erbauern keine ausreichenden Erfahrungen für die zu erwartenden Schweißverformungen vorlagen. Die Sichtbarkeit der tragenden Stahlkonstruktion ist Teil des architektonischen Konzepts von Mies van der Rohe, jede Art von Beiwerk oder Ausschmückung zu vermeiden. Sie ist vielmehr Ausdruck des Bestrebens, die Formen der Stahlkonstruktion auf die größte Einfachheit zurückzuführen und der Ausführung besondere Sorgfalt zu widmen.

Das Dachtragwerk vor dem Aufbau der Lift-Slab-Anlage. Foto: Heinz Oeter
Das Dachtragwerk vor dem Aufbau der Lift-Slab-Anlage. Foto: Heinz Oeter

Die Präzision in der Erscheinung des Dachs studierte Mies van der Rohe aufs Genaueste anhand eines Modells. Dirk Lohan, der von Anfang an im Büro seines Großvaters an der Neuen Nationalgalerie mitarbeitete, erinnert sich: „Während der Planung äußerte Mies den Wunsch, eine große Ansicht der Trägerplatte zu bekommen, um feststellen zu können, ob sie auch wirklich eben erscheine. Es war ihm immer ein wichtiges Anliegen, die optischen Verfeinerungen in größtmöglichen Modellen zu studieren. Wir errichteten also eine volle Ansicht der Halle im Maßstab 1:5 an einer langen Wand im Büro. Mies kam und saß im Rollstuhl davor, kniff ein Auge zu und studierte stundenlang die feinsten Verschiebungen. Es war für uns alle hoch interessant zu entdecken, dass die vier Ecken der Dachplatte den optischen Eindruck erweckten, als hingen sie herab. Erst ihr Anheben um fünf Zentimeter und eine Überhöhung der Mitte um zehn Zentimeter erzeugten den gewünschten freischwebenden Eindruck eines wirklich ebenen Daches.“

Mittelträger mit Überhöhung. Foto: Heinz Oeter
Mittelträger mit Überhöhung. Foto: Heinz Oeter

Während der Bauzeit des Museums reiste Mies van der Rohe zweimal nach Berlin: 1965 zur Grundsteinlegung und im April 1967 aus Anlass der spektakulären Anhebung des großen Dachs und des Richtfests eine Woche später. Heinz Oeter, damaliger Projektleiter der ausführenden Stahlbaufirma Krupp-Druckenmüller, erinnert sich an die nervenaufreibende Projektphase: „Auf der Baustelle waren durchgehend 22 Schweißer erforderlich, um das Dach bei durchaus schwierigen Witterungsbedingungen rechtzeitig fertig stellen zu können.“

Schweißarbeiten am Dach der Neuen Nationalgalerie. Foto: Heinz Oeter
Schweißarbeiten am Dach der Neuen Nationalgalerie. Foto: Heinz Oeter

Um das Dach auf seine Gesamthöhe von über acht Metern anzuheben, mussten alle Teile auf der Terrasse zusammengeschweißt werden. Allein das Entladen aller Stahlbauteile erforderte eine präzise Planung. „Es gab noch keine leistungsfähigen Autokrane und wir mussten die vorgefertigten Stahlbauteile mit einem fest verankerten Derrick, also einem Kran mit Ausleger, entladen“, so Oeter. „Auf der Baustelle mussten wir die Stahlelemente dann mit Hilfe von Loren auf zuvor verlegten Schienen an die gewünschten Standorte transportieren.“

Der Kastenträger wird mit dem Derrick auf Loren abgesetzt. Foto: Heinz Oeter
Der Kastenträger wird mit dem Derrick auf Loren abgesetzt. Foto: Heinz Oeter

Dem von Mies gewählten Grundmaß für die Fassade von 360 Zentimetern entsprechend, ist das 64,80 mal 64,80 Meter große Dach in 18 mal 18 quadratische Felder eingeteilt. Eine kleine Überdachung der Terrasse entsteht dadurch, dass die Stahl-Glaswände vom Dachrand zwei Felder eingerückt sind. Die Ausstellungshalle besitzt somit ein Grundmaß von 50,40 mal 50,40 Metern. Das Dach ist ein Trägerrost von zwei sich rechtwinklig kreuzenden Balken mit je 19 geschweißten Stahlträgern. Die Konstruktion stellte hohe Anforderungen an die Ausführung. Vor dem Richtfest erläuterte Oeter in einem Dia-Vortrag den geplanten Montageablauf: „Mies verfolgte mit großem Interesse die Planung für den Zusammenbau der Dachkonstruktion – selbstverständlich in Begleitung einer guten Zigarre“.

Hebegeräte werden eingebaut. Foto: Heinz Oeter
Hebegeräte werden eingebaut. Foto: Heinz Oeter

Das Dach wurde am 5. April 1967 in einer spektakulären öffentlichen Aktion über die Dauer von etwa neun Stunden hochgezogen. Die Idee für dieses damals außergewöhnliche Verfahren stammte von Heinz Oeter. Gegen manche Widerstände aufgrund vermeintlicher Risiken setzte er das sogenannte Lift-Slab-Verfahren durch: In den Bereichen der endgültigen Stützen wurden dafür acht Hubgerüste aufgestellt, die mit je drei Hebern versehen waren. Dirk Lohan erinnert sich an den Tag: „Als das Dach auf einer Höhe von rund drei Metern über dem Boden schwebte, war Mies nicht davon abzubringen, unter das Dach zu gehen.“ Auch Projekt- und Bauleiter Heinz Oeter hat das Ereignis noch vor Augen: „Die damaligen Sicherheitsvorschriften ließen ein Betreten unter schwebenden Lasten eigentlich nicht zu, doch das wollte niemand Mies verbieten.“

Mies im Auto vor der "Dachunterbesichtigung" am 5.4.1967. Foto: Heinz Oeter
Mies im Auto vor der “Dachunterbesichtigung” am 5.4.1967. Foto: Heinz Oeter

Mit Begeisterung überprüfte Mies seine Vorstellungen an dem wachsenden, realen Raum. Das Absenken des Daches auf die acht Stützen um nur 15 Zentimeter dauerte etwa sieben Stunden. An jedem Heber musste ein Absenkintervall von neun Millimetern eingestellt werden, um danach alle Heber gleichzeitig abzusenken. Zeitgleich zu dem öffentlichkeitswirksamen Hochziehen der Stahlkonstruktion fand in Sichtweite die Tagung der damals stark konkurrierenden Betonindustrie in der Philharmonie statt.

Die Dachkonstruktion ist vor dem Absenken "überhoben" worden. Foto: Heinz Oeter
Die Dachkonstruktion ist vor dem Absenken “überhoben” worden. Foto: Heinz Oeter

Auf dem Richtfest am 12. April 1967 brachte Mies seinen großen Dank für die gelungene Fertigstellung des Daches zum Ausdruck. Zur Ehre der Bauleute dankte er „den Betonfritzen, den Granitleuten, den Stahlleuten und den Konstrukteuren, die eine so feine Lösung für eine so komplizierte Aufgabe gefunden haben.“ Er war beeindruckt, „wie sich das Dach vor einer Woche lautlos hob. Und auch die Begeisterung mit der hier gearbeitet wird, war mir unbekannt, obwohl ich bestimmt schon manchen Bau sah.“

Mies van der Rohe auf dem Richtfest am 12.4.1967. Foto: Heinz Oeter
Mies van der Rohe auf dem Richtfest am 12.4.1967. Foto: Heinz Oeter
Geschafft - das Dach steht auf eigenen Stützen. Foto: Heinz Oeter
Geschafft – das Dach steht auf eigenen Stützen. Foto: Heinz Oeter

Soweit das Auge reicht. Der Dachaufbau der Neuen Nationalgalerie wird erneuert

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Foto: schmedding.vonmarlin.
Foto: schmedding.vonmarlin.

Die Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie betrifft auch das charakteristische Dach der Architektur-Ikone. Welche Maßnahmen bevorstehen, erläutert unsere Redakteurin Constanze von Marlin.

Text: schmedding.vonmarlin.

In den 1980er Jahren wurde der Dachaufbau der Neuen Nationalgalerie bereits einmal ertüchtigt. Dennoch ist der Zustand der nunmehr über 30 Jahre alten Dachaufbauten nicht mehr tragbar. Im Rahmen einer baulichen Bestanderfassung im Jahr 2009 durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung wurde stehendes Wasser auf dem Stahldach über der Ausstellungshalle festgestellt.

Blick auf die Neue Nationalgalerie vom Turm der St. Matthäus-Kirche. Foto: schmedding.vonmarlin.
Blick auf die Neue Nationalgalerie vom Turm der St. Matthäus-Kirche. Foto: schmedding.vonmarlin.

Ein neuer Dachaufbau sowie die Säuberung und restauratorische Behandlung des Metallanstrichs sind geplant, um das Wahrzeichen des Bauwerks wieder instand zu setzen. Im Detail bedeutet das, dass die bestehenden Dichtungen und Dämmebenen zurück gebaut und damit auch alle schadstoffhaltigen Baumaterialien beseitigt werden. Die neue durchgehende Dämmschicht stellt den bauzeitlichen Aufbau und die durchgehende Dachfläche wieder her.

Bei vorbereitenden Untersuchung zur Grundinstandsetzung wurde stehendes Wasser unterhalb der Abdichtungsebene auf dem Dach entdeckt. Foto: David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Bei vorbereitenden Untersuchung zur Grundinstandsetzung wurde
stehendes Wasser unterhalb der Abdichtungsebene auf dem Dach entdeckt. Foto: David Chipperfield
Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Nachhaltiger Dämmstoff
Die Dämmstoffstärke von sechs Zentimetern ermöglicht es, die bauzeitliche Geometrie des Dachrandes beizubehalten und erfüllt den Mindestwärmeschutz. Zur Verbesserung des Mindestwärmeschutzes sind eine zwölf Zentimeter starke Innendämmung in nicht sichtbaren Bereichen und eine vier Zentimeter dicke Flankendämmung an den Dachstegen vorgesehen.

Die Dämmung wird im Sinne von Mies van der Rohes ursprünglicher Planung und der Nachhaltigkeit aus Schaumglas sein. Das Produkt besteht ausschließlich aus mineralischen Rohstoffen, Hauptbestandteil ist mit 60 Prozent Recyclingglas. Schaumglas ist ein sehr langlebiges Material und die Entsorgung erfolgt als Bauschutt oder Füllmaterial. Die einzelnen Schaumglasplatten werden mit Heißbitumen abgedichtet, zum Schutz des darunter liegenden Ausstellungsraums.

Der alte Dachaufbau wird entsorgt. Foto: schmedding.vonmarlin.
Der alte Dachaufbau wird entsorgt. Foto: schmedding.vonmarlin.

Besserer Wärmeschutz, ursprüngliche Erscheinung
Überdeckt wird das Schaumglas mit einem hochwertigen Abdichtungssystem und einer Granit-Kies Schicht. Damit wird die neue Dachoberfläche äußerlich dem bauzeitlichen Bild entsprechen aber gegenüber dem Dach aus den 1960er Jahren einen wesentlich höheren Wärmeschutz und eine bessere Dichtigkeit aufweisen. Ziel ist es, die Tragkonstruktion wieder als ein ganzheitliches System, unabhängig vom Betrachterstandpunkt, erlebbar zu machen.

Eine Folge der Dachsanierung ist die planmäßige Stabilisierung der Fassade, denn das Dach und das Sockelgeschoss sind nicht fest miteinander verbunden. Wegen des fehlenden Gewichts der Dämmschüttung aus losen Steinen und der Folgen von Temperaturschwankungen auf die Ausdehnung des Materials könnte sich das Dach heben und die Fassade der oberen Halle wie ein Kartenhaus auseinander fallen. Was sonst über eine Art Gelenk zwischen Dach und Säule der Fassadenkonstruktion genügend Bewegungsspielraum lässt, muss nun vorübergehend mit Stahlspanngen zusammengehalten werden.

Arne Maibohm vom BBR erläutert, wie das Dach mit einer integrierten Schale beweglich auf dem Kopf einer Säule aufliegt. Foto: schmedding.vonmarlin.
Arne Maibohm vom BBR erläutert, wie das Dach mit einer integrierten Schale beweglich auf dem
Kopf einer Säule aufliegt. Foto: schmedding.vonmarlin.
Eine der acht, sich nach oben verjüngenden Säulen, die das gesamte Dach des Museums tragen. Foto: schmedding.vonmarlin.
Eine der acht, sich nach oben verjüngenden Säulen, die das gesamte Dach des Museums tragen. Foto: schmedding.vonmarlin.
Blick über das Dach der Neuen Nationalgalerie zur St. Matthäus-Kirche. Foto: schmedding.vonmarlin.
Blick über das Dach der Neuen Nationalgalerie zur St. Matthäus-Kirche. Foto: schmedding.vonmarlin.
So weit das Auge reicht: Der Blick vom Dach der Neuen Nationalgalerie zur Staatsbibliothek. Foto: schmedding.vonmarlin.
So weit das Auge reicht: Der Blick vom Dach der Neuen Nationalgalerie zur Staatsbibliothek. Foto: schmedding.vonmarlin.
Aus Augenhöhe lässt sich die enorme Höhe des Daches gut erkennen. Foto: schmedding.vonmarlin.
Aus Augenhöhe lässt sich die enorme Höhe des Daches gut erkennen. Foto: schmedding.vonmarlin.
Dach und Fassade sind beweglich über eine Art Gelenk miteinander verbunden. Foto: schmedding.vonmarlin.
Dach und Fassade sind beweglich über eine Art Gelenk miteinander verbunden. Foto: schmedding.vonmarlin.
Die grüne Stahlspange hält während der Sanierung das Dach und die Fassade zusammen. Foto: schmedding.vonmarlin
Die grüne Stahlspange hält während der Sanierung das Dach und die Fassade zusammen. Foto: schmedding.vonmarlin

Backstories: Auf dem Weg zum Humboldt Forum

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Die neue Folge unserer Reihe “Backstories” erzählt nicht die Geschichte eines einzelnen Objektes, sondern ganz vieler: 23.000 Exponate aus Ethnologischem Museum und Museum für Asiatische Kunst haben ihre Vitrinen in Dahlem verlassen und befinden sich “Auf dem Weg zum Humboldt Forum”.

Video: Bboxxfilme

Schwierige Verbindung. Die Stahl- und Glasfassade der Neuen Nationalgalerie

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Die Ausstellungshalle der Neuen Nationalgalerie erhält ihre transparente Leichtigkeit durch die Kombination aus einer modernen Tragestruktur aus Stahl mit großflächigen Fassadenverglasungen. Unsere Redakteurin Constanze von Marlin erläutert Schäden, Mängel und Sanierungsmaßnahmen.

Ludwig Mies van der Rohe nutzte bei der Neuen Nationalgalerie die konstruktive Logik eines Bauwerks aus Stahl und Glas dazu, ultimative Schlichtheit zu erzeugen. Gleichzeitig ermöglichte sie die räumliche Freiheit eines stützenlosen Raums, dessen transparente Fassade die Grenze zwischen Innen und Außen verschwimmen lässt. Doch Mängel wie Kondensat an den raumhohen Fenstern sind teilweise schon seit der Bauzeit bekannt. „Im Rahmen der Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie besteht die Herausforderung darin, die Fassaden funktional im Hinblick auf die Verkehrssicherheit, auf Einflüsse durch Wind, Temperaturschwankungen und Schnee sowie auf allgemeine Sicherheitsanforderungen zu ertüchtigen“, erläutert Daniel Wendler von David Chipperfield Architects. „Gleichzeitig sind denkmalpflegerische Belange zu wahren und das Werk Mies van der Rohes zu schützen.“

©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Im Befund geht es im Wesentlichen um die Stahlelemente, die wegen Tauwasserbildung stark korrodiert sind, statische Unterdimensionierung der Gläser, Kondensat aufgrund der fehlenden thermischen Trennung der Fassadenkonstruktion, weil die Stahlprofile die Wärme oder Kälte nach innen leiten, und Glasbruch durch Verformungen der Metallrahmen infolge von Temperaturausdehnungen. Der Kondensatanfall tritt insbesondere im Winter bei Temperaturen unter 5°C in Erscheinung. Im Zuge der Vorplanung untersuchte das Büro David Chipperfield Architects Fassadenvarianten, die mehr oder weniger in die bestehende Substanz und damit in das stringente Konzept eingreifen und entsprechend unterschiedliche Eigenschaften mitbringen.

Kondensat an den Scheiben © David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Kondensat an den Scheiben © David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Zum Planungsziel gehört, die Substanz bestmöglich zu erhalten, Kondensat zu vermeiden, die Fassade energetisch zu verbessern, Verkehrssicherheit herzustellen sowie die Bauteilausdehnungen und -bewegungen zu berücksichtigen. Der Projektleiter Daniel Wendler und sein Team haben in einem ersten Schritt ausgehend vom Bestand einen Teilbereich der Fassade in unterschiedlichen Varianten betrachtet:

• In Variante 1 wird die ursprüngliche, bauzeitliche Verglasung durch ein Verbundsicherheitsglas ausgetauscht, das aus zwei teilvorgespannten Gläsern besteht, die durch eine reißfeste Folie verbunden werden. Beim Herstellungsprozess werden die Gläser erhitzt und schockartig abgekühlt, um sie widerstandsfähiger gegen Biegebelastungen und temperaturbedingte Spannungen zu machen. Die Fassadenpfosten, Rahmenprofile und Glasleisten bleiben erhalten. Die Fassadenkonstruktion wird nicht thermisch getrennt und es wird keine Isolierverglasung eingebaut.

• In Variante 2 bleiben die Fassadenpfosten und Eckpfosten erhalten. Eine Isolierverglasung wird eingebaut. Aufgrund der erforderlichen Mindeststärke der Isolierverglasung von sieben Zentimetern können in dieser Variante die Rahmenprofile und die Glasleisten nicht in der bauzeitlichen Geometrie erhalten werden.

• In Variante 3 wird die Fassadenkonstruktion vollständig thermisch getrennt. Dies führt zum Verlust der gesamten bauzeitlichen Fassadenkonstruktion und damit zu einer elementaren Veränderung der Ästhetik.

Korrosion durch Tauwasser ©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Korrosion durch Tauwasser ©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Wegen der gravierenden Veränderung des architektonischen Erscheinungsbildes und des Substanzverlusts der Fassadenkonstruktion wurde der Einbau einer Isolierverglasung ausgeschlossen. Aus diesem Grund scheiden die Varianten 2 und 3 aus der Planung aus. Unter Beachtung des Denkmalschutzes gewährleistet Variante 1 bei größtmöglichem Substanzerhalt die Verkehrssicherheit des Glases – dabei wird in Kauf genommen, dass sich unter bestimmten Bedingungen weiterhin Kondensat bilden wird.

Glasbruch einer Scheibe ©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Glasbruch einer Scheibe ©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Zum Einbau der neuen Verglasung müssen die Glasleisten eingekürzt werden, da sich die neue Glasstärke statisch bedingt gegenüber der bauzeitlichen erhöht. Daher müssen die Verglasung und die Glashalteleisten demontiert werden. Außerdem müssen pro Fassadenseite je drei Dehnpfosten eingebaut werden, um zu verhindern, dass das Glas in Zukunft weiterhin durch die temperaturbedingte Verformung der Stahlkonstruktion der Fassade beschädigt wird. Das Dehnpfostendetail wird dem Aussehen nach weitestgehend den Bestandsprofilen entsprechen. In den Gebäudeecken werden jeweils in den letzten beiden Feldern die Gläser mit der Stahlkonstruktion verklebt, so dass steife Eckbereiche entstehen, um zukünftig Glasbruch zu vermeiden. Darüber hinaus wird die Verbindung zwischen Dach und Fassade modifiziert. Besonders ist hier, dass das Dach ohne feste Verbindung gehalten wird, um Bewegung zwischen Dach- und Fassadenträger zu ermöglichen. Dafür wird der durchgehende Flachstahl vom Dachträger getrennt und durch Einzelschwerter im Bereich der Pfosten mit geringerer Materialstärke ersetzt.

Bestand und Planungs – Varianten im Überblick ©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Bestand und Planungs – Varianten im Überblick ©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Als letzte Maßnahme werden die Oberflächen der Stahlelemente restauratorisch bearbeitet und der Korrosionsschutz sowie die Fassadenbeschichtung erneuert. Auf diese Weise kann das bauzeitliche Erscheinungsbild entsprechend der denkmalpflegerischen Zielsetzung unter möglichst hohem Erhalt materieller Substanz bewahrt werden.
schmedding.vonmarlin.

Aufnahme der Temperaturausdehnungen durch schubsteife Ausbildung der Fassadenecken ©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Aufnahme der Temperaturausdehnungen durch schubsteife Ausbildung der Fassadenecken ©David Chipperfield Architects für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Zehnerpack: Stürmische Kunstwerke

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Gabriele Mucchi: Nach dem Sturm, 1957; Copyright: bpk / Nationalgalerie, SMB, VG Bild-Kunst 2017
Gabriele Mucchi: Nach dem Sturm, 1957; Copyright: bpk / Nationalgalerie, SMB, VG Bild-Kunst 2017

Während Berlin nach der gestrigen Sturmnacht aufräumt, haben wir uns von Orkan Xavier inspirieren lassen und sind in unsere Archive gegangen. Gefunden haben wir eine Auswahl eindrücklicher Bilder von Stürmen vergangener Zeiten.

Ludolf Backhuysen: Stürmische See an bergiger Küste, 17. Jh.; Copyright: bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Ludolf Backhuysen: Stürmische See an bergiger Küste, 17. Jh.; Copyright: bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Jean Henri Marlet: Der Windstoß, 1821; Copyright: bpk / Kunstbibliothek, SMB / Knud Petersen
Jean Henri Marlet: Der Windstoß, 1821; Copyright: bpk / Kunstbibliothek, SMB / Knud Petersen
Theodor de Bry: "Ein schreckliches und unerhörtes Gewitter"; Spanier und Indianer flüchten vor einem gewaltigen Sturm aus "Americae", Band IV, 1594; Copyright:  bpk / Kunstbibliothek, SMB / Knud Petersen
Theodor de Bry: “Ein schreckliches und unerhörtes Gewitter”; Spanier und Indianer flüchten vor einem gewaltigen Sturm
aus “Americae”, Band IV, 1594; Copyright:
bpk / Kunstbibliothek, SMB / Knud Petersen
Willem van de Velde d. J.: "Holländische Kaag vor stürmischem Wind", 17. Jh.; Copyright: bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Willem van de Velde d. J.: “Holländische Kaag vor stürmischem Wind”, 17. Jh.; Copyright: bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders
Pol Cassel: Sturm auf Hiddensee, 1928; Copyright:  bpk / Nationalgalerie, SMB
Pol Cassel: Sturm auf Hiddensee, 1928; Copyright: bpk / Nationalgalerie, SMB
 Jean Antoine Théodore Gudin:  Leuchtturm an der Bretonischen Küste, 1845; Copyright:  bpk / Nationalgalerie, SMB / Andres Kilger
Jean Antoine Théodore Gudin: Leuchtturm an der Bretonischen Küste, 1845; Copyright: bpk / Nationalgalerie, SMB / Andres Kilger
Emil Orlik: "Der Windstoß", 1901; Copyright: bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Jörg P. Anders
Emil Orlik: “Der Windstoß”, 1901; Copyright: bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Jörg P. Anders
 Hendrick Avercamp:  Seeufer bei Sturm mit Staffage, 17. Jh.; Copyright:  bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Jörg P. Anders
Hendrick Avercamp: Seeufer bei Sturm mit Staffage, 17. Jh.; Copyright: bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Jörg P. Anders
Louis Haghe: "Sphinx und Pyramide von Giza" oder "Erinnerung an die Wüste von Giza bei aufziehendem Wüstensturm", 1849; Copyright:  bpk / Kunstbibliothek, SMB / Dietmar Katz
Louis Haghe: “Sphinx und Pyramide von Giza” oder “Erinnerung an die Wüste von Giza bei aufziehendem Wüstensturm”, 1849; Copyright: bpk / Kunstbibliothek, SMB / Dietmar Katz
Johann Moritz Rugendas:  Amozoque. Unwetter vor einer Kirche während einer Prozession, ab 1831; Copyright:  bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Volker-H. Schneider
Johann Moritz Rugendas:
Amozoque. Unwetter vor einer Kirche während einer Prozession, ab 1831; Copyright: bpk / Kupferstichkabinett, SMB / Volker-H. Schneider
 Gabriele Mucchi:  Nach dem Sturm, 1957; Copyright:  bpk / Nationalgalerie, SMB, VG Bild-Kunst 2017
Gabriele Mucchi: Nach dem Sturm, 1957; Copyright: bpk / Nationalgalerie, SMB, VG Bild-Kunst 2017
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